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Mein Großstadt-Garten

Die Mittagssonne brennt, die Luft riecht nach Flieder und frisch gemähtem Rasen.
Ich bekomme Hunger. Die Tomaten hängen wie polierte Christbaumkugeln an ihrer Staude, die Zucchini scheint schon wieder doppelt so groß zu sein wie gestern und am Salat kullern die letzten Wassertropfen vom Morgentau herunter.
Doch ich kann nichts von alledem wirklich sehen oder riechen, geschweige denn pflücken oder essen. Denn ich bin nicht dort, wo das Essen auf Bäumen wächst. Ich bin in Berlin. Dort wo man das Essen nur im Supermarkt bekommt.
Schön wäre es hier einen kleinen Garten zu haben oder eine Dachterrasse oder wenigstens einen Balkon, aber das ist leider nicht drin.
Für jeden anderen wäre wohl damit das Thema gegessen. Kein Platz zum Anpflanzen gleich keine eigene Ernte.

Genau deshalb, weil ich Berlin liebe, aber darauf nicht verzichten möchte, habe ich mir eine Aktion bei OU überlegt. „Urban Gardening“ schimpft sich mein Hirngespinst.
Dabei geht es darum alle Möglichkeiten auszuschöpfen auch mit wenig Platz in der Großstadt sein eigener Selbstversorger zu sein, regionaler geht es gar nicht.

Im Laden habe ich dabei komplett ausgetobt. Wir haben nicht nur Bio-Samen und Öko-Dünger eingekauft, sondern auch so abgefahrene Produkte wie Pflanzen aus dem Holzwürfel, Pilze zum Selberziehen aus der Box oder Bleistifte aus denen, nach Ende ihrer Lebenszeit, Kräuter wachsen.
Für diejenigen ungeduldigen Menschen wie mich, die es nicht abwarten können, bis sich die ersten Blätter zeigen, haben wir auch an Jungpflanzen gedacht.
Besonders gefreut habe ich mich, als sich eine Zusammenarbeit mit dem Prinzessinengarten ergeben hat, von denen wir die meisten unserer Setzlinge bekommen. Wer davon noch nie was gehört hat, sollte auf jeden Fall mal einen Blick riskieren!
Der Gemeinschaftsgarten liegt mitten am Moritzplatz, jeder kann Mitgärtnern und alle Lebensmittel werden zu Solipreisen angeboten.

Auch unsere Mission unnötigen Müll zu vermeiden haben wir natürlich mit eingebunden. An allen Gemüsesorten, die man „regrown“ kann, das heißt, dass man ihre Überbleibsel einfach wieder einpflanzen kann und bald ein neues Gemüse hat, finden sich seit Kurzem Anleitungskärtchen im Regal.

Ich erwarte jetzt schon ganz aufgeregt meine erste eigene Ernte von der Fensterbank.
Ihr glaubt nicht, wie viel besser es schmeckt wenn man alles wirklich so richtig mit seinen eigenen Händen gepflanzt hat. Dann auch noch lecker selbst gekocht und stolzer kannst du gar nicht auf dein Essen sein.
Mach mit und erobere dir die Stadt zurück!

Herzlichst, Josie.